Kurzchronik

Neues Schützenhaus im Weichengereuth 1905

Bis zum 13. und 14. Jahrhundert bestanden die Streitkräfte meist aus der wehrpflichtigen Ritterschaft. Ab dann entstanden immer mehr Städte, die für ihre Verteidigung nur auf ihre Bürger zurückgreifen konnten.

Der vom Rat der Stadt ernannte Befehlshaber war für das städtische Heer zuständig. Bei der Rekrutierung der Truppe spielten die handwerklichen Zünfte eine große Rolle, Söldner waren nur in geringer Anzahl dabei. Es bildeten sich innerhalb dieser Truppe im Laufe der Zeit einzelne Bruderschaften. Diese verkörpern die Anfänge des Schützenwesens.  Auch in Coburg war das nicht viel anders.

Im Jahre 1354 übernahm Friedrich der Strenge, Markgraf von Meißen, die Herrschaft über Stadt und Land Coburg. Er bestellte im selben Jahre einen gewissen Kunz Ecker, als Schützen- und Waffenmeister der Veste Coburg. Eine auf den 16. April 1354 datierte Urkunde besagt, übertragen in das heutige Hochdeutsch:

Wir, Friedlich der Strenge, Markgraf von Meißen, bekennen, dass Kunz Ecker, der Schütze, auf unserm Haus zu Coburg sitzen und auch dort wohnen soll. Er soll uns oder unserm Vogt zu Coburg zu unsern Gunsten jährlich vier gute Birsch- (Jagd-) oder Kriegsarmbrüste liefern. Diese sollen von uns oder unserm Vogt, käuflich erworben werden. Als Entlohnung soll ihm aus den Einkünften unseres Coburger Stadtzolls jährlich zehneinhalb Pfund Heller als Gehalt gereicht werden. Diese Urkunde soll rechtsverbindlich sein. — Gegeben zu Gotha am Mittwoch der Osterwoche 1354 (Originaleintrag Dresden, Landeshauptarchiv, Copiale 25, Blatt 69 b).

Im ältesten Coburger Stadtbuch findet sich unter dem 12. März 1396 ein Eintrag, der besagt, dass ein neuer Schützenmeister mit der nahezu selben Besoldung wie Kunz Ecker ernannt worden war.

Im späten Mittelalter bestand in Coburg eine Bruderschaft, die St. Sebastian, den Schutzheiligen der Schützen als Namenspatron hatte. In einer Seiten Kapelle der Morizkirche besaß die Bruderschaft einen eigenen dem Märthyrer Sebastian geweihten Altar. Dass diese Bruderschaft diesen Heiligen als Namenspatron hatte lässt darauf schließen, dass es sich um eine Schützengilde handelte. Eine Kronacher Stadtrechnung von 1444 belegt, das in diesem Jahr eine Abordnung der Kronacher Stadtschützen an einem Schießen in Coburg teilgenommen hat und vom Kronacher Rat ein Zehrgeld erhalten hat.

Die Entwicklung der Wettschießen zu einem Volksfest lässt sich in anderen Städten zu dieser Zeit nachweisen. In Nürnberg (1458) und in Erfurt (1477) wurden Wettschießen mit Volksfestcharakter abgehalten. In Erfurt war ein Glückshafen aufgebaut, an dessen Spiel auch der Coburger Landesherr, Herzog Wilhelm von Sachsen, teilnahm, ohne jedoch etwas zu gewinnen.

Eine Coburger Abordnung hat am Bamberger Landschießen am 24. August 1500 zusammen mit Abordnungen anderer Städte (insgesamt 19Abordnungen) teilgenommen. Die erschienen Abordnungen an waren aus dem gesamten nördlichen Franken einschließlich der hennebergisch – thüringischen Teile.

Der Coburger Chronist Karche berichtet, dass der Stadtrat 1507 eine Schießhütte auf dem Anger, vor dem Ketschentor errichten ließ. Diese alte Schießhütte ist auf dem großen Stich der Stadt Coburg, von Peter Isselburg 1626 gestochen, zu erkennen.

Am 13. Juli 1561 fand während einer Jagd von Herzog Johann Friedrich dem Mittleren ein „gemein Schießen“ statt, zu welchem 42 Städte eingeladen wurden. Wie viele Abordnungen wirklich erschienen, ist nicht überliefert, sehr wohl aber, dass das Fest, trotz zur Deckung der Unkosten abgehaltenen Glücksspielen ein Verlustgeschäft für die Stadt war.

Ein großes Mitteldeutsches Schützenfest fand 1573 in Zwickau statt. Es ist belegt, dass drei Schützen aus Coburg dabei waren. Das nächste bekannte Schießen mit Coburger Teilnehmern war das markgräfliche Hochzeits- und Stahl- (Armbrust) schießen 1579 in Kulmbach. Ob Coburger Abordnungen bei den Schießen in Bamberg (1588), Eisfeld (1594), Sonnefeld (1596) oder Schalkau (1597) teilnahmen, ist nicht nachgewiesen, aber sehr wahrscheinlich.

Diese kurzfristige Abfolge von Schützenfesten zog auch in Coburg allmählich die jährliche Abhaltung des Vogelschießens nach sich.
1599 erließ Herzog Johann Casimir eine eigene Schützenordnung, die das jährliche Abhalten des Schützenfestes in insgesamt 26 Punkten regelte. Der originellste Passus dieser Verordnung besagt abschließend:

Welcher nach Inhalt dieser verfassten Ordnung der jährlichen Schützengesellschaft beiwohnen und den Vogel abschießen wird, derselbe voll von solcher Zeit an ein ganz Jahr über alle Beschwerungen und Auflagen, damit sonsten unsere Untertanen belegt, als: Wache, Frohn, Beth, Land- und Tranksteuer befreit und entnommen sein, jedoch dermaßen und Gestalt, sich solcher Befreiung ohne Gefährde zu erfreuen und nicht zu mißbrauchen. Welches wir also hinfürder jedes Jahr zur Abschießung des Vogels der Schützengesellschaft gnädiglich verleihen und gönnen. Lassen Ihnen auch zu, daß Sie zu jährlicher Kurzweil gebührliche Spiele um Zinn und anderes auf ihren Verlag, gemeiner Gesellschaft zum Besten, dabei anstellen und üben mögen. Vorbehaltlich diese Ordnung zu mehren, mindern oder gar abzutun, gegeben und eröffnet am andern Pfingsttag anno 1599 (das war 28. Mai alten Stils).

Dies bedeutete die weitgehende Befreiung des Schützenkönigs von allen Abgaben, öffentlichen Verpflichtungen und Steuern. Da dies jedoch in den folgenden Jahren zu erheblichen Mißbräuchen („allzu starken Wein- und Bierzapfens“) führte, hob Herzog Johann Casimir im Jahre 1623 die „berührte Schützenfreiheit aus sonderbar bedenklichen Ursachen“ wieder auf.
Bei dem ab 1600 in Coburg nun verstärkten Schützenbetrieb wurde das Schießhaus am Anger den Anforderungen nicht mehr gerecht.

Herzog Johann Casimir ließ auf dem Gelände des heutigen Landestheaters am Schlossplatz ein neues Schützenhaus, die Stahlhütte errichten. 1606 wurde dieses Haus mit einem prunkvollen Stahlschließen eingeweiht.

Hierüber existieren umfangreiche Unterlagen, sogar die Schießkladden mit Namen sind größtenteils erhalten. Das Schießen begann am 1. Oktober und dauerte eine Woche. Den Abschluss bildete ein Schützenumzug.

Aus den nun folgenden Schießen ragen das sogenannte „Coburger Prunkschießen“ von 1614 und das Schießen von 1628 besonders heraus. Letzteres da 1624 eine „Erneuerte Ordnung des jährlichen angestellten Vogelschießens allhierzu Coburg“ erschienen war. Sie enthält in 25 Artikeln genaue Maßregeln und auf deren Verletzung gesetzte Strafen.

Die in diversen erhaltenen Aufzeichnungen aus dieser Zeit genannten wertvolle Besitztümer Schützengesellschaft Coburg wurden während des 30-jährigen Krieges in der Zeit der Besetzung der Stadt und der Veste Coburg (1632 und 1633) von den plündernden Truppen entwendet. Einzig erhalten sind einige Gemälde von Wolfgang Prickner, die damalige Mitglieder der Schützengesellschaft Coburg, unter anderem auch Herzog Johann Casimir zeigen.

Bis zum Jahr 1637 (Pestepedemie) wurde das Schützenfest weiterhin jährlich abgehalten, nachher stellte man dies jedoch ein. Die Stahlhütte wurde zum Wirtshaus, die Schützengesellschaft bestand jedoch weiter.

Nach dem 30-jährigen Krieg fand das erste größere Schützenfest 1682 statt. Als Waffe wurde dabei nur die Büchse verwendet. 1690 gab Herzog Albrecht ein weiteres Büchsenschießen. Dies Schießordnung des Herzog Albrecht ist uns überliefert.

1702 richtete die inzwischen wieder an Zahl gewachsene Schützengesellschaft an Herzog Ernst die Bitte um Zuschüsse für den Bau eines neuen Schützenhauses. Erst 1714 wurde das Schützenhaus „an dem Platz, da das vorige gestanden“ – auf dem Anger – errichtet.

Zur Einweihung 1715 stiftete die Stadt Coburg eine Fahne. Diese Fahne wurde 1858 restauriert und befindet sich mit Ausnahme der Schützenfestwoche noch heute im Rathaus der Stadt Coburg.

In den folgenden Jahren fanden wieder häufiger Bürgerschießen statt. Über das im Jahr 1719 wird berichtet, dass die Coburger sich einen Spaß daraus machten die Kronacher Abordnung betrunken zu machen.

In der Zeit bis Ende des 18. Jahrhundert bürgerte sich auch bei uns der Brauch des Schützenkönigs ein. Das äußere Zeichen seiner Würde war die Königskette. Diese wurde zwischen 1740 und 1760 der Schützengesellschaft von Herzog Franz Josias gestiftet.

Schießtraining 1929

Am 7. Oktober 1800 legte Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld sein Schützenmeisteramt nieder. Der damalige Erbprinz Ernst, später Herzog Ernst I., wurde zum neuen Schützenmeister gewählt.

In den folgenden Jahren ließen die Coburger Schützen kein freudiges oder trauriges Ereignis aus, ohne sich in würdiger Form daran zu beteiligen.
Auch 1820 wie alle folgenden Jahre fand ein Schützenfest statt, dass nun endgültig zu einem Volksfest aus gewachsen war.
Um dem immer mehr anwachsenden Schießbetrieb gerecht zu werden, wurde das Schützenhaus am Anger durch mehrere Anbauten des öfteren erweitert. Bei einem der Feste nach 1840 war der Übermut der Schützen so groß, dass Sie nachts große Böller abfeuerten. Zur Strafe entzog man den Schützen für sechs Monate den Schlüssel zum Schießhaus.
Im Jahr 1844 trat Herzog Ernst II. die Regierung an, in deren Zeit Coburg zu einem Zentrum der Erneuerung und Einigung des deutschen Volkes wurde ( Turner – Sänger – Schützen).
Auch die Schützen gaben sich im Revolutionsjahr 1848 neue Statuten, die dem neuen Geist entsprachen. Dieses Vereinsgesetz wurde von Herzog Ernst II. gutgeheißen.
1861 wurde in Gotha, der mit Coburg eng verbundenen Stadt des Coburger Staates das erste deutsche Schützen fest mit Gründung des Deutschen Schützen Bundes unter dem Ehrenpräsidium von Herzog Ernst II. abgehalten.

1903 wurde die neue Schießanlage und 1904 das Gesellschaftshaus auf dem von der Schützengesellschaft Coburg neu erworbenen Grundstück im Weichengereuth eingeweiht. Dies war zwingend notwendig gewesen, da die alte Schießanlage den Anforderungen lange nicht mehr genügt hatte. Im Jahren 1907 wurde der mit dem Stadtrat abgeschlossene Vertrag über die Nutzung des Angers zum Vogelschießen erneuert.

Vogelschießen 1924 – Schützenauszug

In den Kriegsjahren des Ersten Weltkrieges fielen auch sieben Mitglieder der Schützengesellschaft Coburg. Das Schützenhaus war als Lazarett eingerichtet. Nach dem Anschluss des Coburger Landes an Bayern 1920 trat die Schützengesellschaft Coburg dem oberfränkischen Schützenbund bei. Trotz der veränderten staatlichen Verhältnisse blieb die enge Verbundenheit der Coburger Schützen mit ihrem Herzogshaus bestehen. Herzog Carl Eduard war und blieb Ehrenprotektor der Gesellschaft.

Anfang der dreißiger Jahre stiftete Herzog Carl Eduard den Schützen ein besonderes Ärmelabzeichen, das noch heute in dieser Form von Ihnen getragen wird. Den Gleichschaltungsbestrebungen Hitlers im Dritten Reich fielen auch die Schützen zum Opfer.

Am 28.10.1948 fand sich die Schützengesellschaft Coburg zum ersten Mal nach dem Krieg wieder zu einer Mitgliederversammlung zusammen. Noch lange nach dem Krieg war den Schützen durch die Alliierten verboten worden den Schießbetrieb wieder aufzunehmen.

Dann war nur der Besitz von Armbrüsten erlaubt. Erst 1951 fiel auch diese Beschränkung.
Das Vogelschießen fand wieder jährlich auf dem Anger statt. Durch die Teilung Deutschlands war Coburg, das von jeher mit den Schützenvereinen bis mitteldeutschen Raumes verbunden war, von seinem wirtschaftlichen und kulturellen Hinterland getrennt.

In dieser Zeit wuchs die Schützengesellschaft bis 1989 auf 350 Mitglieder an. Der Festplatz wurde durch den Bau einer Turnhalle und den Wegfall der Sperrung der Bamberger Straße in seiner Größe immer mehr eingeengt. Im Sommer 1995 würdigte die Stadt Coburg die Verdienste der Schützengesellschaft mit der Benennung der Straße am Anger zwischen der Ketschendorfer Straße und der Bamberger Straße in „Schützenstraße“.

Das vordere Schützenhaus (Gesellschaftshaus) wurde von der Schützengesellschaft 1981 verkauft. Mit dem Erlös wurden die aufwendigen Umbauten und Neubauten an der Schließanlage finanziert.

Die Schützengesellschaft Coburg brachte zahlreiche bayerische und deutsche Meister hervor und stellt bis heute eine der Stützen des Gaues Nord dar. Im Jahre 2001 startete die erste Luftgewehrmannschaft erstmals in der II. Bundeliga-Süd.

Nach der Wiedervereinigung 1989 wurden schnell Verbindungen zu den Schützenkameraden in den neuen Bundesländern wieder aufgebaut.
Mit Gotha und Tambach-Dietharz unterhält die Schützengesellschaft seitdem kameradschaftlichen Kontakt, und es fanden schon einige gegenseitige Besuche statt.
Im Sommer 1999 feierte die Schützengesellschaft Coburg das Jubiläum des 400 jährigen Bestehens der Schützenordnung von Herzog Johann Casimir und der damit verbundenen Erlaubnis der jährlichen Abhaltung des Schützenfestes.

Eine Besonderheit hierzu ist, dass seit dem das Schützenfest bis heute immer am selben Platz, dem Anger, abgehalten wird.

2004 feierte die Schützengesellschaft „650 Jahre Schützenwesen in Coburg“. Im Rahmen dieses herausragenden Jubiläums fanden zahlreiche Veranstaltungen statt. So wurde unter anderem auf Schloss Callenberg das Deutsche Schützenmuseum eröffnet und der Deutsche Schützentag wurde in Coburg abgehalten.

2008 und 2009 wurde die Luftgewehrmannschaft in der 1. Bundesliga Deutscher Meister. 2010 belegte die Mannschaft einen hervorragenden 2. Platz und wurde Vizemeister.

In den Jahren 2020 und 2021 durfte aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie kein Vogelschießen abgehalten werden. Da in diesen Jahren auch keine Preisschießen stattfinden konnten, hat man eine alte Tradition aufleben lassen: 2021 wurde der Schützenkönig durch ein Armbrustschießen auf der Veste ermittelt. Auch die Königsproklamation fand in diesem Jahr im Innenhof der Veste Coburg statt.

Nach monatelanger Vorbereitung und umfangreicher juristischer Aufarbeitung erfolgte in der Mitgliederversammlung am  12. Juli 2023 die Fusion vom „Schützenverein von 1850 Herzogsstand e.V. Coburg-Neuses“ mit der „Schützengesellschaft Coburg 1354 e.V.“. Alle anwesenden Mitglieder beider Vereine votierten einstimmig für eine gemeinsame Zukunft. In einem Verschmelzungsvertrag wurden alle inhaltlichen Regelungen und Details dokumentiert und notariell beglaubigt.